Donnerstag, 20. November 2014

Jeder Rappen zählt - auch für das St. Gallen Tagblatt?


Am 15. November schreibt das St. Galler Tagblatt: "SRF in Luzern statt in St. Gallen"

Eigentlich hätte Radio SRF3 die Spendenaktion "Jeder Rappen zählt" dieses Jahr in St. Gallen durchführen wollen, so das Tagblatt.

Die Stadt St. Gallen habe SRF nun aber  "aus Lärmgründen" eine Absage erteilt.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer via Twitter und Facebook. Es gab bissige Kommentare der Bewohner, man konnte Aussagen wie "provinzial", "bünzlig", "kleinkariert" oder "verpasste Chance" lesen.

Am 18. November ging das St. Galler Tagblatt auf die Strasse und befragte die Bevölkerung zum Thema. Das Resultat dieser Befragung gibt es hier.

Am 19. November war auf der Facebookseite der CVP der Stadt St. Gallen zu lesen:

Am Anlass "Bewilligungen - Spannungsfeld zwischen Gewerblern und der Polizei" kam am Schluss noch das Thema "Jeder Rappen zählt" kurz JRZ zur Sprache. Es war interessant zu erfahren, dass die Stadt nicht nur aus den im #Tagblatt genannten Gründen abgelehnt hat, sondern sich die wahren und auch sehr verständlichen Gründe eben an einem anderen Ort verbergen. So habe das Schweizer Fernsehen #SRF absolut überrissene Forderungen an die Stadt gestellt. Die Stadt hätte Parkplätze zuweisen, Büro-Container gratis zur Verfügung stellen, Lärmregeln ausser Kraft setzen, den Weihnachtsmarkt verschieben, Aufräum- und Putzequippen stellen und diverse Unterstützungsarbeit leisten müssen - das Ganze natürlich gratis. Auch wurde informiert darüber, dass das #JRZ eigentlich gerne wieder auf dem Berner Bundesplatz seinen Palast aufgeschlagen hätte - jedoch die Berner Behörden genau gleich wie die St. Galler abgewunken haben: Der Schaden sei grösser als der mögliche Ertrag. So hat jede Geschichte immer zwei Seiten - Schade konnte die breite Öffentlichkeit dies nicht auch aus dem #Tagblatt erfahren...


Ich staune. Einmal mehr.
Einmal mehr hat das St. Galler Tagblatt nicht sauber berichtet. Auf undifferenzierte, einseitige Berichterstattungen können wir verzichten, solche Stammtisch- und Stadtbusdiskussionen sind allertiefstes Niveau und einer seriösen Tageszeitung absolut unwürdig.

SRF gibt auf Nachfrage via Twitter zu:

Bei Aussenproduktionen wie ist in Sachen Infrastruktur jeweils auf Unterstützung der Austragungsorte angewiesen. ^ds

Aktionen wie "Jeder Rappen zählt" werden durch die meisten Medien völlig unkritisch betrachtet.
Als gebührenzahlender Bürger und zahlender Zeitungsleser hätte ich gerne adäquate Hintergrundinformationen.
Dass ein Sender mit Gebührengeldern eine solche Aktion auf die Beine stellt (einmal abgesehen von den Steuergeldern, die in der jeweiligen Gemeinde für Organisation, Reinigung und Bewilligungen eingesetzt werden) gefällt mir gar nicht.
Ich wage zu behaupten, dass die meisten Familien ein bestimmtes Budget für Spenden haben. Wenn staatlich finanzierte Organisationen unsere Gebühren dafür verwenden, auf Spendenjagd zu gehen, ist das all jenen Hilfsorganisationen gegenüber unfair, die möglichst viel Geld direkt den Hilfsbedürftigen zukommen lassen und keine Möglichkeit haben, 7 mal 24 Stunden medienwirksam für ihre Aktionen zu werben.Kommt hinzu, dass JRZ nie Auskunft über die eigenen Kosten gibt. Kein anderes Hilfswerk kann sich das erlauben.









Montag, 17. November 2014

Die zweite verpasste Chance

Am 16. Juni 2014 berichtete ich über die verpasste Chance des St. Galler Tagblatts.
Nun äusserte sich das Tagblatt am 15. November nochmals zu den beiden geschlossenen Bahnübergängen an der Schlosser- und Zimmerstrasse.

Frau Reisp verfügte über sämtliche Informationen der Einsprecher. Dazu gehörten nebst umfangreichem Bildmaterial vor allem mehrere Stellungnahmen mit dem Hinweis, WESHALB die Schliessung der Bahnübergänge für die Anwohner ein massiver Einschnitt im Alltag bedeutet.

Frau Reisp lässt all diese Hinweise aussen vor und wiederholt eigentlich nur das, was alle längst wissen.


Nur EIN Beispiel aus den unzähligen Fakten:
Die Appenzeller Bahnen behaupteten, dass der Übergang Zimmerstrasse / Güterbahnhofstrasse NIE ein offizieller gewesen sei. Die Unterlagen, die Frau Reisp erhalten hat, zeigen ein ganz anderes Bild:

Schon im Stadtplan aus dem Jahr 1903 ist der Weg vom Quartier Oberstrasse zur Güterbahnhofstrasse eingezeichnet.
(Rot= Zimmerstrasse,  Kreuz =Weg zur Güterbahnhofstrasse von der Oberstrasse her)



Ein Luftbild aus dem Jahr 1919 zeigt ebenfalls klar auf, dass dieser Weg schon seit 100 Jahren besteht. Von "inoffiziell" kann hier doch keine Rede sein!



Einmal mehr hat es das St. Galler Tagblatt verpasst, eine Geschichte zu schreiben, die Interesse weckt.
Die Fakten wären vorhanden gewesen, stattdessen verwendet Frau Reisp dasselbe Bild wie Frau Hug schon im Juni- ein Bild, das mittlerweile veraltet ist, da die Appenzeller Bahnen das Hindernis mittels Querbalken noch verstärkt haben.

Wenn Journis ohne zu recherchieren sämtliche Fakten auf dem Präsentierteller serviert bekommen und daraus dann doch nur Schwachstrom resultiert, habe ich Verständnis für schwindende Abo-Zahlen. Wozu brauchen wir in St. Gallen noch Lokaljournalisten? Die Damen und Herren in Luzern hätten einen solchen Artikel bestimmt auch hingekriegt.