Donnerstag, 15. Januar 2015

Die Macht der Medien

Konsumenten von Medienprodukten erkennen zunehmend, dass die Dinge häufig nicht so sind, wie sie in den Medien dargestellt werden.

Ein Stadtbus kollidiert mit einem Traktor und der FCSG hat sein letztes Spiel gegen den Grasshoppers Club Zürich mit drei zu null Toren gewonnen - solche Meldungen sind Meldungen mit einem hohen Gültigkeitswert, weil sie kaum oder keine Interpretationsanteile enthalten und jederzeit nachprüfbar sind.

Dagegen sind Beschreibungen der Kollision oder des Zustandekommens des Spielergebnisses bereits Darstellungen, deren Richtigkeit irgendwo zwischen 0 und 100% liegen kann, weil dabei unterschiedliche und begrenzte menschliche Urteilsfähigkeit, der Blickwinkel, eventuell vorhandenene Sympathien oder Vorurteile eine entscheidende Rolle spielen. 

René Steiner, EVP-Kantonsrat des Kantons Solothurn, twitterte am 8. Januar: 

Christen, Juden, Muslime wurden durch #CharlieHebdo
in religiösen Gefühlen verletzt. Ist es tabu zu fragen warum nur Muslime deswegen töten?



Die Aargauer Zeitung machte darauf flugs einen Artikel und "zitierte"

  «NICHT NUR DER ISLAM AUCH DAS CHRISTENTUM UND JUDENTUM WERDEN VON SATIRIKERN ANGEGRIFFEN – ABER NUR MUSLIME TÖTEN DESHALB». SO LAUTET EIN TWEET DES OLTNER EVP-POLITIKERS RENÉ STEINER. 

Die Solothurner Zeitung gibt René Steiner die Gelegenheit, sich gegen die Hetze-Vorwürfe der Aargauer Zeitung zu wehren.

Jeder kann nun selbst beurteilen, ob die Aussage von René Steiner Hetze war oder nicht. 

Es ist NICHT Aufgabe der Medien, Meinungen und Interpretationen des Journalisten als Zitat zu verkaufen.  

Unsere Zeitungen (Stichwort: Zeitungssterben) lassen sich nicht mit technischen und strategischen Lösungen retten, sondern mit einer ehrlichen, sauberen Haltung.