Samstag, 30. Oktober 2010

Tagesanzeiger: Taub im Laub

Wer kennt sie nicht, die Laubbläser. Sie gehören inzwischen einfach zur herbstlichen Geräuschkulisse.

Philippe Zweifel vom Tagesanzeiger hat sich hingesetzt und einen Artikel geschrieben.
Was er geschafft hat, ist eigentlich genial. Denn indem er sich eine ausgewogene Recherche erspart hat, und z.B. wirklich mal mit den Leuten, die professionell mit den Geräten arbeiten, gesprochen oder noch besser, diese mal einen halben Tag bei ihrer Arbeit begleitet hätte, hat er einen vor Polemik triefenden Artikel verfasst. Das hat ihm viele Leserkommentare eingebracht. Viel Aufmerksamkeit bedeutet wohl dann viel Lob vom Chef.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Tagesanzeiger: Mac Book Air ohne Flash

Mit diesem Artikel in seinem "Digital" Teil übertrifft sich der Tagesanzeiger wieder einmal selbst. Die neuen Mac Books wurden präsentiert. Und das Wichtigste scheint zu sein, dass Flash nicht mehr vorinstalliert ist!
"Die neuen Modelle des Mac Book Air werden standardmässig ohne den Flash Player ausgeliefert wie Engadget.com berichtet. Bisher rüstete Apple (AAPL 307.47 -0.66%) seine Macs stets ab Werk mit der Erweiterung aus. Nutzer können sie aber nachträglich installieren."

Freitag, 22. Oktober 2010

NZZ: Druck auf die Muslimbrüder

Papierausgabe der NZZ vom 21. Oktober 2010. Unter dem Titel "Druck auf die Muslimbrüder" und mit dem Untertitel "Bedrängte Opposition in Ägypten" wird von Vorgängen im Vorfeld der Wahlen vom 28. Oktober berichtet. Der Artikel der Papierausgabe der NZZ ist leider nicht verfügbar. Die Online-Version weicht vom Text her stark ab, ist aber inhaltlich ähnlich. Die Zitate stammen aus der Druckversion.

"Im Vorfeld der Parlamentswahlen in Ägypten häufen sich die Massnahmen zur Einschüchterung der Opposition. Dies spüren vor allem die Muslimbrüder. In den letzten Tagen wurden 160 ihrer Mitglieder inhaftiert"

Donnerstag, 21. Oktober 2010

20min: Chatroom-Pädophile: Politiker greifen ein

Die Schweiz schreit auf. Pädophile, Kinderschänder sollten dank einer Gesetzesänderung ab 2011 im Internet freie Bahn haben, berichtet 20min Der Polizei seien die Hände gebunden.
Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls.

Am 18. November berichtet die Zeitung unter dem Titel: "Drei Minuten, bis ein Kind belästigt wird"
"Kinderdildos, Handschellen, Kameras: Die Pädophilen-Serie von «10 vor 10» schockiert. Und bald darf die Polizei nicht mehr verdeckt gegen die Kinderschänder ermitteln."

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Tagblatt: FIFA-Funktionär: «Absolut integer»

Das St. Galler Tagblatt hat heute einen hübschen kleinen Artikel online, der die Situation zum Thema FIFA-Korruption sehr schön zusammenfasst.

"FUSSBALL. Reynald Temarii, einer der beiden FIFA-Funktionäre, die unter Korruptionsverdacht geraten sind, spricht von einem Kommunikationsfehler. Er habe FIFA-Präsident Sepp Blatter um eine Untersuchung gebeten."

Montag, 18. Oktober 2010

Tagesanzeiger: «Zu Hause, um die Paketen zu erhalten?»

Ich will ja nicht immer nur kritisieren. Deshalb hier mal ein Beitrag zu einem Artikel wie er sein sollte. Gut recherchiert, sachlich, ohne Panikmache und wirklich informativ.

Reto Knobel machte ein Experiment.
"«Freie Stelle in Switzerland. Bis 2000 Euro pro Monat» – zehntausende Schweizerinnen und Schweizer haben in den letzten Tagen Mails mit diesem Betreff erhalten. Der Inhalt: Eine auswärtige Firma sucht «Handelsmanager» mit «flexible Arbeitsplan», «Teilzeit/Vollzeit.Vertrag»."
Auf diese Mail hat er geantwortet und dann zusammen mit Spezialisten  analysiert worum es geht.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Sonntagszeitung: Unschuldige Hunde sterben

Von der Titelseite der heutigen Sonntagszeitung . Diese verweist auf einen rührenden Artikel zu einer Problematik, die in Tierheimen im Moment besonders akut zu sein scheint.





Schon der Titel ist eindrücklich. Unschuldige Hunde sollen getötet werden. Dieser Schlagzeile wird mit dem Bild eines treuherzig dreinblickenden Appenzeller-Welpen noch zusätzliches Gewicht verliehen. "Jööö, wieso sollte jemand so einen lieben süssen Hund töten wollen?"
Alles Zitate stammen aus dem Originalartikel von Rinaldo Tibolla in der Sonntagszeitung vom17.10.2010

Tagesanzeiger: Der Dialekt als Sprache des Herzens? Pardon, das ist Kitsch!

Der Germanist Peter von Matt (emeritierter Professor der Uni Zürich) über Dialekt und Hochdeutsch in der heutigen Zeit. Der Artikel nimmt in der Papierausgabe praktisch die komplette Frontseite des Bundes "Kultur und Gesellschaft" ein. Ein prominenter Platz also auf dem ein gescheiter Kopf seine Gedanken ans Publikum bringen darf.

Schon der Titel zeigt, in welche Richtung dieser Artikel gehen wird.
"Standardsprache ist ein so hässliches Wort, dass man seinen Erfinder aus der Sprachgemeinschaft ausschliessen sollte; ich verwende es an dieser Stelle nur, um öffentlich zu erklären, dass ich es nie mehr verwenden werde."
Hier stimme ich voll und ganz mit Herrn Matt überein.  Ich denke jedoch, dass dieses hässliche Wort den Kern der Sache sehr gut trifft. Es umschreibt den Sinn dieser Sprache viel Besser als die Ausdrücke "Hochdeutsch" oder "Schriftdeutsch".

Samstag, 16. Oktober 2010

Blick: Angst vor schiessendem Sozialarbeiter - Renato P.* wurde unter Polizeischutz gefeuert

Und schon wieder der Blick.
Eine reisserische Überschrift verspricht Spektakel und deutet auf menschliche Abgründe. Der Artikel selbst liest sich eher unspektakulär.

Die Einleitung wiederholt nochmals in etwa (in schon leicht abgeschwächter Form) den Titel:

"OTELFINGEN ZH - Die Schulbehörde entliess Renato P. - ihren Sozialarbeiter für Gewaltprävention. Weil dieser als Waffen-Narr gilt, wurde die fristlose Kündigung unter Polizeischutz ausgesprochen."


Freitag, 15. Oktober 2010

Blick: Chile weint vor Glück

So titelt der Blick in der Papierausgabe vom 14.10.2010. Online ist dieser Artikel allerdings nicht zu finden (oder vielleicht einfach schon wieder verschwunden, begraben unter all den weiteren Berichten, die inzwischen erschienen sind).

Von grossformatigen Bildern umrahmt nehmen die Autoren Tobias Käufer und Thomas Lay die Dramatik der Rettungsaktion gekonnt auf. In kurzen Abschnitten und minutengenauen Zeitangaben wird die Spannung für die Leser aufrecht erhalten.
"4:18 Uhr: Der erste Retter fährt runter. Problemlos. Unten begrüssen ihn die Kumpel stürmisch. Oben wird die erste Konfettikanone abgefeuert."
Die ist ein Beispiel der atemlosen Schreibweise des Artikels. So verdichtet, bekommt der Leser dass Gefühl, dass alles Schlag auf Schlag ging. Dass sich diese letzte Phase der Rettung über mehr als 24 Stunden hinzog, verkommt zur Nebensächlichkeit.

Erfreulich wenig Platz (im Text) erhält Chiles Präsident Piñera. Der Mann, der sich mit dieser Rettung so meisterhaft in Szene setzte und sich selbst auf Kosten der Bergarbeiter zum Helden hochstilisiert. Vergessen, dass die Männer nur in dieser Lage waren, weil Piñeras Regierung nicht fähig oder nicht gewillt war, die bestehenden Sicherheitsrichtlinien durchzusetzen.
Und genau dieser Aspekt kommt in vielen Fällen im Moment zu kurz. Klar, den Moment der Freude und Erleichterung soll man geniessen. Dass aber Leute, die eigentlich mitschuldig sind an dieser Fast-Katastrophe sich nun als Helden feiern lassen, das stösst mir sauer auf.

Fazit: Gut und spannend geschrieben. Aber bleibt bitte dran!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Tagesanzeiger: Sozialer Durchzug

Leider ist der Artikel nicht online verfügbar (oder zumindest für mich nicht auffindbar), daher auch kein Link sondern nur ein paar Zitate.

Was ist sozialer Durchzug?
In der heutigen Papierausgabe des Tagesanzeigers in der Rubrik "Kommentare und Analysen" wird der Beitrag schon auf der Frontseite mit dem Satz angekündigt: "Plötzlich allein am Tisch: Selbst Nichtrauchern war es wohler, als in den Beizen geraucht wurde."
Ich tippe jedoch eher auf geistigen, denn auf sozialen Durchzug.

Thomas Widmer (Kulturjournalist und Verfasser von Wanderkolumnen) schreibt in der Einleitung: "Wenn Raucher zwischen Drinnen und Draussen pendeln" über das komische Gefühl, nach der Vorspeise alleine am Tisch zu sitzen, weil sich alle anderen Tischgenossen auf eine Zigarettenpause nach draussen verzogen haben.

"(Man) unterhält sich bestens - da steht Beatrice abrupt auf, greift sich ihren Mantel und sagt:«So, ich geh eine rauchen, Wer kommt mit?»

Es gehen alle. Alle ausser einem selber"

Und etwas weiter:
"Was bleibt, ist seltsam: ein Typ allein mit fünf verlassenen Gedecken. Das sieht aus, als habe es Streit gegeben, worauf die anderen mitten im Essen flüchteten; der Nichtraucher wirkt wie ein Soziopath, der andere Leute vergrault."
Ich selbst als Nichtraucher kann dies nicht wirklich nachvollziehen, wobei in meinem Bekanntenkreis wohl ein unterdurchschnittlich kleiner Anteil an Rauchern ist. Meine Freunde würden mich jedenfalls nicht für einen Glimmstängel alleine am Tisch sitzen lassen. Oder liegt das mit dem "Leute vertreibenden Soziopathen" doch nicht so weit daneben? (Sorry Herr Widmer, ich konnte mir diesen unqualifizierten Kommentar nicht verkneifen)
Sind denn Raucher eine Bevölkerungsgruppe, die sich nicht an die grundlegendsten Regeln des Anstandes halten müssen (man steht nicht ohne Not mitten in einer Unterhaltung auf und man nimmt seinen Abfall bis zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit selber mit und schnippt die Zigistummel nicht einfach auf die Strasse oder gar in den nächsten Blumentopf!)? Und wer es nicht mal durch ein ein gutes Essen hindurch (welches ja selten mehr als 2 Stunden dauert) ohne einen Glimmstängel aushalten mag, gehört wohl eher in eine Suchttherapie als in eine Kolumne.

Also mein Tipp: Sich andere Freunde suchen und weiterhin das rauchfreie Ausgehen geniessen. Es ist doch schön, wenn man nach dem Ausgang nach Hause kommen kann und man nicht wie eine Rauchwurst stinkt! (Nichts gegen Rauchwürste, die müssen so riechen).

"Raucherecken in Restaurants sind so sinnvoll wie Pissecken in Schwimmbecken!" (Zimmermann Heitmann, vielleicht, vielleicht auch nicht)

Fazit: Die Wanderkolumnen sind besser.

NZZ-Online: Fehler und Fälschungen

Heute kommt mal die NZZ zum Zug. Eine der wenigen Zeitungen, die noch ein eigenständiges Internet-Portal betreibt. An diesem Artikel gibt es nicht viel auszusetzen. Eine kurze und prägnante Nabelschau, wie es heute um den Journalismus steht.

Anhand der Verbreitung einer Falschmeldung zeigt der Autor auf, wie wichtig es für Journalisten, insbesondere in Presseagenturen, ist, sorgfältig zu arbeiten. Gerade mit dem Internet, in dem sich dank diverser Plattformen Nachrichten praktisch ohne Verzögerung verbreiten, ist es wichtig, dass Falschmeldungen gar nicht erst entstehen. Denn Korrekturen sind kaum mehr möglich. Wenn eine Geschichte sich mal verbreitet hat, führt sie häufig ein Eigenleben, welches kaum mehr einzugrenzen ist.

Was dem Artikel fehlt?
Etwas Ausgleich. Als Aufhänger dient eine gut recherchierte und detailliert beschriebene Story. Als Beispiel kommt eine einzige schweizer Zeitung an den Pranger.
Interessant wäre an dieser Stelle auch noch eine Zusammenstellung verschiedener Falschmeldungen mit unterschiedlichen Ursachen. Damit könnte man sich ein Bild machen, wie verbreitet dieses Problem ist.

Allgemein aber ein guter und nötiger Artikel. Schön wäre, wenn daraus eine ganze Reihe kritischer Artikel entstehen könnte, die auf verschiedene Problemfelder hinweisen (Voreingenommenheit, unzuverlässige Quellen, Publikationsdruck).

Montag, 11. Oktober 2010

Tagblatt: Proteste gegen Maurers Israel-Reise

Sobald das Wort "Israel" fällt, scheinen einige Organisationen rot zu sehen. Nun ja, das ist wohl ihr gutes Recht.
Aus dem Artikel vom  St. Galler Tagblatt:
"Ein neuer Rüstungsvertrag mit Israel steht dabei offenbar nicht zur Debatte. «Im Moment haben wir kein Geld, aber wir prüfen die weitere Entwicklung von israelischen Waffensystemen, die wir bereits haben», sagte der Verteidigungsminister gegenüber Journalisten in der Schweizer Botschaft in Tel Aviv."
Das mag jetzt Wortklauberei sein. Aber was soll das "offenbar" im ersten Satz bedeuten? Entweder steht ein solcher Vertrag zur Debatte oder nicht. Aus Maurers Aussage kann geschlossen werden, dass ein Vertrag nicht zur Debatte steht. Wieso dann diese Relativierung?  Oder wurde das nicht so direkt gefragt und der Autor stellt hier einfach eine Vermutung an?

Fakten sind sowieso ein schwieriges Thema:
"Über 30 zivile Organisationen hatten Maurer öffentlich aufgefordert, auf den Besuch zu verzichten."
Leider wird dabei nicht erwähnt, welche Organisationen ausser der der  GSoA dies sind. Damit fällt es schwer, die Relevanz der Proteste abzuschätzen.

Die Vorwürfe der GSoA sind schwer nachzuvollziehen...
"Der Besuch bedeute eine einseitige Unterstützung der israelischen Besatzung sowie ein Einverständnis mit der Straflosigkeit der Verantwortlichen der israelischen Armee, schreibt die GSoA in einer Mitteilung."
...bleiben jedoch unkommentiert. Die Erklärung dafür, wieso ein Besuch des Verteidigungsministers bei einem befreundeten Staat automatisch bedeutet, dass man dessen gesamte Politik befürwortet, bleibt man schuldig.

 Interessant ist auch der letzte Abschnitt:
"Israels Armee war zuletzt wegen der gewaltsamen Stürmung einer internationalen Gaza-Hilfsflotte Ende Mai scharf kritisiert worden. Mit dem brutalen Militäreinsatz habe Israel gegen internationales Recht verstossen, hielt ein UNO-Bericht fest. Beim Aufbringen des türkischen Schiffs waren neun Gaza-Aktivisten getötet worden."
Dieses Thema ist vielen wohl noch in lebendiger Erinnerung.  Leider wird auch hier nur sehr kurz ein Thema gestreift, ohne jedoch die Fakten, die inzwischen bekannt sind, zu erörtern.

Zum Beispiel dieser schon etwas ältere Artikel, in dem es heisst:
"Nach Ansicht von UNO-Ermittlern hat Israel bei dem blutigen Militäreinsatz gegen die Gaza-Hilfsflotte internationales Recht gebrochen. Das Aufbringen des türkischen Schiffs "Mavi Marmara" Ende Mai, bei dem neun Gaza-Aktivisten getötet wurden, habe "auf hoher See klar gegen das Recht verstossen", heisst es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des UNO-Menschenrechtsrates. "
Interessant an dieser Aussage ist vor allem, was nicht gesagt wird. Es wird nur erklärt, dass der Angriff illegal gewesen sei, weil er in internationalen Gewässern stattgefunden habe.

Wenig Aufmerksamkeit fand die Meldung, dass eine Organisation namens IHH kurze zeit später in Deutschland wegen Unterstützung der Hamas verboten wurde. Die IHH in der Türkei distanziert sich von der IHH in Deutschland. Ob und wie weit diese beiden gleichnamigen Organisationen mit offiziell gleicher Ausrichtung in der Vergangenheit zusammengehört haben, lässt sich für mich nicht nachvollziehen.

Auch die Tatsache, dass bekannt wurde, dass die respektierte Nachrichtenagentur Reuters so beschnittene Fotos veröffentlicht hat, dass die Bildaussage verfälscht wurde (zu Ungunsten der israelischen Soldaten) lässt an der Neutralität vieler Beteiligter zweifeln.

Als Fazit bleibt nur: Niemand weiss, wie es wirklich war. Aus 2 Schiffsladungen wurden schlussendlich 30 Lastwagenladungen, die neben den wöchentlich 200 weiteren Ladungen in den Gazastreifen gebracht wurden.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Der Sonntag: SVP MOBILISIERT 3400 FREIWILLIGE HELFER

Was die Intelligenzia der Schweiz von der Ausschaffungsinitiative hält (und damit auch viele Journalisten, die sich offenbar eher zu den selbsternannten Intellektuellen denn zum gemeinen Fussvolk hingezogen fühlen) dürfte inzwischen bekannt sein: Nichts.

Dass dies nicht unbedingt einen grossen Einfluss auf die Abstimmungsresultate hat, weiss man spätestens seit dem Erfolg der Anti-Minarett-Initiative. Viele unserer Intellektuellen haben sich danach im Fremdschämen geübt. Dabei wäre wohl eher ein "In sich gehen" angesagt gewesen zur Frage, weshalb man offenbar den Kontakt zu den Realitäten in der Bevölkerung völlig verloren hatte.

"Geschichte wiederholt sich", heisst es immer wieder. Erstaunlich ist für mich einzig, dass sich die Sache bereits nach so kurzer Zeit mit der Ausschaffungs-Initiative wiederholen soll.

Die Bevölkerung hat genug. Genug von der Angst. Genug vom Gefühl, dass sich gewisse Leute nicht an die Gesetze halten müssen. Genug vom Gefühl, dass einigen Bevölkerungsgruppen unser Rechtssystem offenbar zu wenig abschreckende Strafen bereit hält.
Die Medien haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass dieses Gefühl aufkam. Und auch eine neuere Statistik zur Anzahl der Anzeigen aufgeschlüsselt nach Nationalität hilft nicht, dieses Gefühl loszuwerden.

Die Zahlen vom BFS (Bundesamt für Statistik) sind bestimmt richtig. Diese korrekt zu interpretieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, dürfte jedoch nicht so einfach sein.

So, genug erzählt. Ab zum Artikel, der mich zu diesem Beitrag motiviert hat. (Der Auftritt der Zeitung im Internet ist nicht wirklich sehenswert. Wieder mal ein gutes Beispiel dafür, wieso man den Aufbau des Internet-Auftrittes nicht dem Praktikanten oder dem Neffen des Redaktionsleiters überlassen sollte)

Der Artikel an sich macht einen guten Eindruck. Es wird berichtet, wie sowohl Befürworter wie auch Gegner in den Abstimmungskampf ziehen. Es wird darauf hingewiesen, dass offenbar die SVP praktisch alleine eine millionenteure Kampagne durchzieht während das Gegner-Kommitee mit bescheidenen Mitteln auskommen muss (heisst wohl: die anderen Parteien überlassen bei diesem Thema wieder mal das Feld alleine der SVP und lassen mehr oder weniger unabhängige Gruppen für sich arbeiten).

Erstaunen tut mich am meisten dieser Satz:
"Der Abstimmungskampf ist generalstabsmässig durchorganisiert: In diversen «Schulungen» wurden Parteimitglieder und Sympathisanten in den letzten Wochen argumentativ auf Linie gebracht."
Und in diesem Satz eigentlich auch nur die Anführungszeichen um das Wort "Schulungen". Was will der Autor damit sagen?
Leider lässt er uns darob im Dunkeln, so dass uns nur Vermutungen bleiben, was der Autor wirklich glauben machen will:
"Wird hier Hirnwäsche betrieben?" oder ganz harmlos "Wird eine billige Power-Point-Präsentation als 'Schulung' verkauft?"


Der Tagesanzeiger hat den Artikel zumindest in Teilen abgeschrieben, die interessanteren Teile weggelassen und dafür das ominöse "Schulungen" übernommen.

Samstag, 9. Oktober 2010

Tagesanzeiger: Der Unterricht findet statt, trotz grossem Lehrer-Notstand

Auch hier wird bei einem Thema nachgefasst, welches vor Monaten Schlagzeilen machte. Das ist absolut positiv zu werten.

Der Einleitungstext lässt einiges erhoffen:
"Das Aushilfspersonal, das den Lehrermangel lindern soll, hält sich gut – vor allem die Studierenden. Trotzdem gibt es zum Teil massive Probleme. Die Bildungsdirektion spricht aber von Einzelfällen."
Also, ran an den Speck! Als Newsjunkie interessierte mich vor allem der zweite Satz, in welchem von zum Teil massiven Problemen gesprochen wird.

Schön, dass der Anfang des Artikels nochmals auf die Ursprünge eingeht:
"Hunderte von Lehrerinnen und Lehrern haben im Sommer gefehlt."
 Hunderte? Also zwischen 200 und 999? Gibt es da keine genaueren Angaben?

Tja, ab in das Archiv... in einem Artikel vom 12.8.2010 gibt es eine Antwort:
"Am 11. Juli verzeichnete die Website educajob.ch für den Kanton Zürich noch 194 freie Stellen. Innerhalb von vier Wochen wurden somit 150 Lehrpersonen angestellt."
Aha, also knapp 200, das liest sich schon deutlich weniger dramatisch. Also, weiter suchen. Ein Artikel vom 2.7.2010 hat im Infokasten noch eine Angabe:
"Gestern waren auf der kantonalen Stellenbörse noch 246 offene Dauerstellen auf Beginn des nächsten Schuljahres aufgeschaltet."
Das "gestern" bezieht sich also auf den 1. Juli 2010. Gut, immerhin knapp 250 offene Lehrerstellen. Schade, dass ich mir diese Info selbst suchen musste (auch in der Print-Ausgabe des TA steht nicht mehr).


Dann folgt ein Lobgesang auf die Lösung mit den Studierenden.
"Sie fänden ihre Arbeit spannend, sagt Keller und bezeichnet den verfrühten Einstieg in den Beruf gar als ideal: «Die Jungen können alle Arbeiten einer Klassen-Lehrperson ausführen und die Verantwortung in den Zweierteams teilen.»"
Wenn ich das so lese, frage ich mich, wieso das denn nicht seit Jahren zur Ausbildung gehört. Naja, vielleicht hatte die ganze Krise doch noch etwas Gutes.

Es folgen Ausführungen zu den aufgetretenen Problemen.
"Probleme gebe es vor allem mit Lehrpersonen mit stufenfremden Diplomen, weiss Peter Gerber. Er hat von Mittelschullehrpersonen gehört, die ihre Stelle in der Volksschule nach kurzem wieder aufgaben."
Gehört?...
"«Viele kennen nicht einmal die Lehrmittel, mit denen sie unterrichten sollten.»"
Ok... aber das geht doch jeder Lehrperson so, wenn neue Lehrmittel eingesetzt werden. Auch ein Kantonswechsel zieht meist solche Konsequenzen nach sich. Sogar Lehrer müssen lernen....
"Es gebe in den Schulen heute Lehrpersonen, die nur über eine marginale pädagogische Ausbildung verfügten."
Ok, das ist vor allem für die Schüler schlecht. Wenn das der Fall ist, wurden definitiv die falschen Personen eingestellt.

Interessant:
"Auch Lätzsch kennt Fälle, in denen es mit kurzfristig eingestelltem Personal massive Probleme gibt. Besonders stossend findet sie, dass die Schulen für den Zusatzaufwand nicht entschädigt werden. Laut Lätzsch wäre dies kostenneutral möglich, denn Lehrpersonen ohne passende Ausbildung verdienen nur 80 Prozent des normalen Gehalts. Den Rest verlangt Lätzsch jetzt für die Schulen."
Oh, das wirft mal wieder ein schlechtes Licht auf die Lehrer:"Es geht denen doch nur ums Geld!" Da soll sich halt jeder die eigene Meinung bilden.

Der letzte Abschnitt ist ein Sahnestückchen (zwecks Übersichtlichkeit aufgeteilt):
"Martin Wendelspiess, Chef des Volksschulamtes, reagiert auf diese Forderung erstaunt: «Das hören wir zum ersten Mal.»"
Diese Aussage spricht nicht gerade für die Kommunikation zwischen den involvierten Stellen.


"Mit den anderen kurzfristig Eingestellten gebe es zwar vereinzelt Schwierigkeiten, räumt Wendelspiess ein, doch die Meldungen seien angesichts der Gesamtzahl der Anstellungen «verschwindend klein»."
Nunja... das hilft den Schülern der betroffenen Klassen wenig. Auch hier wären Zahlen interessant! Wieviel ist "verswchindend klein"?
"Dadurch könne kein Anspruch auf die 20 Prozent der Lohndifferenz abgeleitet werden."
Stimmt... um 20% der Lohndifferenz (d.h. 20% von 20% des Lohnes, sind 4%, macht bei einem Lehrergehalt von geschätzten 8000.- gerade mal 320.- Es lässt sich nun natürlich nicht nachvollziehen, aber wahrscheinlich ist dieser Lapsus Daniel Schneebeli (dem Autor des Artikels) unterlaufen.
"Im Übrigen seien auch pensionierte Lehrpersonen eingestellt worden, die überdurchschnittlich verdienten."
...und deren Einstellung ja wohl auch nicht für Mehraufwand bei den Kollegen sorgt.


Meine Neugier nach der Art der Probleme wurde in diesem Artikel leider nur teilweise befriedigt. Auch der Mangel an Fakten (Zahl der offenen Stellen, wieviele der neuen Lehrer insgesammt wieder abgesprungen sind usw.) oder Verweisen auf frühere Artikel fehlt.
Ob der Hinweis auf die Stelleninserate da weiterhilft?
"Gestern waren auf der kantonalen Stellenbörse 56 Dauerstellen ausgeschrieben. Die meisten mit grossem Pensum und fast die Hälfte davon mit Start nach den Herbstferien."
Solange ich nicht weiss, ob man hier auch die Studenten ablösen will oder ob  dies Stellen sind, die man einfach "gerne" besetzen würde, ist die Aussagekraft dieser Zahl beschränkt.

Zusätzliche Stimmen von Schülern oder Eltern hätten diesen Artikel deutlich aufgewertet.

Ansonsten ein schöner Artikel. Vor allem die offenbar durchwegs positiven Erfahrungen mit den Studenten der Pädagogischen Hochschule Zürich geben hoffentlich Impulse für die künftige Ausbildung.

Freitag, 8. Oktober 2010

Tagesanzeiger: Haiti – acht Monate nach der Katastrophe

Wow, da nimmt der Tagesanzeiger online (beziehungsweise Newsnetz) doch wirklich ein Thema auf, von dem ich dachte, es sei vergessen gegangen. Ein Klick auf den Link bringt dann aber die Ernüchterung: Wo ich einen gut recherchierten Bericht direkt von Medienschaffenden vor Ort erwartet hatte, fand ich nur eine 12 Agenturbilder (Reuters) umfassende Bildstrecke.
Zugegeben: die Bilder sind schön. Fast schon zu schön, um dem Thema gerecht zu werden... auch der Informationsgehalt der Bildunterschriften hält sich in Grenzen.

Wenn ein Thema "heiss" ist, wird darüber geschrieben. Die Zeitungen sind gefüllt mit diesem einzigen Thema und man bekommt das Gefühl, es gäbe sonst nichts Berichtenswertes auf der Welt. Wenn diese Spitze vorbei ist, flaut das Interesse schnell ab und höchstens Eingeweihte erfahren ab und zu noch etwas. Schön, dass hier versucht wurde, ein inzwischen etwas abgekühltes Thema wieder auf zu nehmen. Die Umsetzung dürfte aber durchaus engagierter sein.

Fazit: Schade, da hätte man mehr draus machen können.