Dass dies nicht unbedingt einen grossen Einfluss auf die Abstimmungsresultate hat, weiss man spätestens seit dem Erfolg der Anti-Minarett-Initiative. Viele unserer Intellektuellen haben sich danach im Fremdschämen geübt. Dabei wäre wohl eher ein "In sich gehen" angesagt gewesen zur Frage, weshalb man offenbar den Kontakt zu den Realitäten in der Bevölkerung völlig verloren hatte.
"Geschichte wiederholt sich", heisst es immer wieder. Erstaunlich ist für mich einzig, dass sich die Sache bereits nach so kurzer Zeit mit der Ausschaffungs-Initiative wiederholen soll.
Die Bevölkerung hat genug. Genug von der Angst. Genug vom Gefühl, dass sich gewisse Leute nicht an die Gesetze halten müssen. Genug vom Gefühl, dass einigen Bevölkerungsgruppen unser Rechtssystem offenbar zu wenig abschreckende Strafen bereit hält.
Die Medien haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass dieses Gefühl aufkam. Und auch eine neuere Statistik zur Anzahl der Anzeigen aufgeschlüsselt nach Nationalität hilft nicht, dieses Gefühl loszuwerden.
Die Zahlen vom BFS (Bundesamt für Statistik) sind bestimmt richtig. Diese korrekt zu interpretieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, dürfte jedoch nicht so einfach sein.
So, genug erzählt. Ab zum Artikel, der mich zu diesem Beitrag motiviert hat. (Der Auftritt der Zeitung im Internet ist nicht wirklich sehenswert. Wieder mal ein gutes Beispiel dafür, wieso man den Aufbau des Internet-Auftrittes nicht dem Praktikanten oder dem Neffen des Redaktionsleiters überlassen sollte)
Der Artikel an sich macht einen guten Eindruck. Es wird berichtet, wie sowohl Befürworter wie auch Gegner in den Abstimmungskampf ziehen. Es wird darauf hingewiesen, dass offenbar die SVP praktisch alleine eine millionenteure Kampagne durchzieht während das Gegner-Kommitee mit bescheidenen Mitteln auskommen muss (heisst wohl: die anderen Parteien überlassen bei diesem Thema wieder mal das Feld alleine der SVP und lassen mehr oder weniger unabhängige Gruppen für sich arbeiten).
Erstaunen tut mich am meisten dieser Satz:
"Der Abstimmungskampf ist generalstabsmässig durchorganisiert: In diversen «Schulungen» wurden Parteimitglieder und Sympathisanten in den letzten Wochen argumentativ auf Linie gebracht."Und in diesem Satz eigentlich auch nur die Anführungszeichen um das Wort "Schulungen". Was will der Autor damit sagen?
Leider lässt er uns darob im Dunkeln, so dass uns nur Vermutungen bleiben, was der Autor wirklich glauben machen will:
"Wird hier Hirnwäsche betrieben?" oder ganz harmlos "Wird eine billige Power-Point-Präsentation als 'Schulung' verkauft?"
Der Tagesanzeiger hat den Artikel zumindest in Teilen abgeschrieben, die interessanteren Teile weggelassen und dafür das ominöse "Schulungen" übernommen.
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