Freitag, 15. Oktober 2010

Blick: Chile weint vor Glück

So titelt der Blick in der Papierausgabe vom 14.10.2010. Online ist dieser Artikel allerdings nicht zu finden (oder vielleicht einfach schon wieder verschwunden, begraben unter all den weiteren Berichten, die inzwischen erschienen sind).

Von grossformatigen Bildern umrahmt nehmen die Autoren Tobias Käufer und Thomas Lay die Dramatik der Rettungsaktion gekonnt auf. In kurzen Abschnitten und minutengenauen Zeitangaben wird die Spannung für die Leser aufrecht erhalten.
"4:18 Uhr: Der erste Retter fährt runter. Problemlos. Unten begrüssen ihn die Kumpel stürmisch. Oben wird die erste Konfettikanone abgefeuert."
Die ist ein Beispiel der atemlosen Schreibweise des Artikels. So verdichtet, bekommt der Leser dass Gefühl, dass alles Schlag auf Schlag ging. Dass sich diese letzte Phase der Rettung über mehr als 24 Stunden hinzog, verkommt zur Nebensächlichkeit.

Erfreulich wenig Platz (im Text) erhält Chiles Präsident Piñera. Der Mann, der sich mit dieser Rettung so meisterhaft in Szene setzte und sich selbst auf Kosten der Bergarbeiter zum Helden hochstilisiert. Vergessen, dass die Männer nur in dieser Lage waren, weil Piñeras Regierung nicht fähig oder nicht gewillt war, die bestehenden Sicherheitsrichtlinien durchzusetzen.
Und genau dieser Aspekt kommt in vielen Fällen im Moment zu kurz. Klar, den Moment der Freude und Erleichterung soll man geniessen. Dass aber Leute, die eigentlich mitschuldig sind an dieser Fast-Katastrophe sich nun als Helden feiern lassen, das stösst mir sauer auf.

Fazit: Gut und spannend geschrieben. Aber bleibt bitte dran!

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