Sonntag, 18. März 2012

Sonntagszeitung: Google im sozialen Elend

Heute in der Sonntagszeitung hat es eine hübsche kleine Kolumne von David Bauer. Klar, eine Kolumne ist etwas Spezielles. Da geht es um die persönliche Meinung des Autors und darf durchaus schon mal subjektiv sein.

Ich erlaube mir trotzdem, meine eigene subjektive Meinung zur Meinung des Autors zu bilden und diese hier nun auch noch kund zu tun.
"Neulich war ich mal wieder auf Google+. Dieses eine Wort, neulich, drückt das ganze Elend von Googles sozialem Netzwerk aus."
Und genau dies zeigt auch das Dilemma des Artikels. Ein soziales Netzwerk ist sozial. Und wie jede soziale Interaktion lebt auch die oben erwähnte nur, wenn man sie auch pflegt.

"Die wenigen, die neun Monate nach dem Start noch aktiv sind, beschäftigen sich beruflich mit Entwicklungen im Netz."
Seltsam. Ich beschäftige mich nicht beruflich damit. Und trotzdem bin ich dort aktiv. Weshalb? Weil es dort einige Leute gibt, die regelmässig sehr interessanten Content generieren und man mit diesen Leuten sehr einfach direkt kommunizieren kann, z.B. mit Fotografen. Ich kann allen an Fotografie interessierten nur empfehlen, sich G+ an zu schauen.


Wenn man, wie auf David Bauers Profil zu sehen, nur zwei öffentliche Beiträge vor einem Monat gemacht hat, und offenbar seither nichts mehr (öffentlich Sichtbares), sollte man sich nicht wundern, wenn nichts läuft.
Und wie in der Kolumne geschrieben, sind auch schon andere auf dieselbe Weise hereingefallen:
"Gemäss einer Statistik, die das «Wall Street Journal» im Januar veröffentlicht hat, verbringt der durchschnittliche Nutzer pro Monat weniger Zeit auf Google+ als auf Myspace."
Klar. Der Wallstreet Artikel. Der wurde fleissig diskutiert in der angeblichen Geisterstadt. Von den Geistern, die sich dort noch rumtreiben.
Ein Blick auf das Profil des Wallstreet-Autors hat dann gezeigt, dass dieser noch weniger getan hatte, als Herr Bauer. Es war ein Profil ohne Profilbild, ohne Profilbeschreibung und ohne einen einzigen sichtbaren Beitrag.
Klar, als Journalist muss man häufig über Dinge schreiben, von denen man keine Ahnung hat. Aber ein Urteil über ein soziales Netzwerk ab zu geben, ohne es selbst zu nutzen, scheint mir doch etwas voreilig.

Dass die Zahl in dieser Statistik (von der weder Inhalt noch Erhebungsverfahren bekannt ist) sinnlos ist, müsste eigentlich auffallen.
Durchschnittliche Nutzungszeit: Wie lange wird die Platform genutzt durch die Anzahl der Teilnehmer dieser Platform?
Myspace hat einen grossen Teil der Nutzerschaft verloren. Das heisst, die Anzahl der Mitglieder, durch die die Gesamtzeit geteilt wird, ist relativ klein. Google hat innert kürzester Zeit von der Mitgliederzahl her Myspace überholt (zugegebenermassen mit etwas seltsamen Methoden) und jetzt viele Mitglieder, die eigentlich keine Nutzer sind. Das bedeutet, dass die Gesamtnutzungsdauer durch eine grosse Anzahl Nutzer geteilt wird...
Die Aussagekraft dieser Zahl? Das muss sich jeder selbst überlegen...

"Gibt es neben Marktführer Facebook nichts mehr zu holen, nicht einmal für Gigant Google? Zahlreiche Beispiele von erfolgreichen sozialen Netzwerken beweisen das Gegenteil. Twitter und Tumblr wachsen kräftig. Pinterest hat schneller als je ein Dienst zuvor die Marke von 10 Millionen Nutzern durchbrochen. Instagram, bisher nicht mehr als eine iPhone-App, zählt fast 30 Millionen Nutzer. Und auf Path wurden bereits über eine Milliarde private Erinnerungen geteilt."
Richtig erkannt. Es gibt noch Nischen, die genutzt werden können. Google+ ist aber meiner Meinung nach kein Konkurent zu Facebook. Facebook ist dazu da, die Kontakte vom Reallife mit ins Internet zu nehmen.
Google+ dient für mich dazu, viele neue interessante Leute kennen zu lernen.

Google+ bietet mit den Circles bisher ungeahnte Möglichkeiten, unterschiedlichen Conten mit unterschiedlichen Gruppen von Leuten zu teilen. Ich kann sehr genau festlegen, wer denn nun welche Inhalte zu sehen bekommt...


"Ironischerweise hätte gerade Google das besonders gut wissen müssen. Als Allround-Suchmaschine war sie nie angreifbar, spezialisierte Suchen konnten sich aber neben Google etablieren. Daran scheitert Google+ nun: Es versucht, Facebook als Ganzes anzugreifen - dafür ist es zu spät."
Ironischerweise? Gerade Google weiss, dass es nie zu spät ist! Als Google in den Suchmaschinenmarkt einstieg, hatten Yahoo und Altavista den Suchmaschinenmarkt praktisch unter sich aufgeteilt.
Als Google in den Werbemarkt einstieg, war dieser zu einem grossen Teil in der Hand von doubleclick (eine Firma, die inzwischen von google aufgekauft worden ist).
Die IT-Geschichte ist voll von Beispielen von Späteinsteigern, die plötzlich die früheren Platzhirsche verdrängt haben!

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